14. Bartholomäus - Friedhof

Wenn der Schlaf ein Stiefbruder des Todes ist, so ist der Tod ein Stiefbruder des Teufels. (J 1093)


Auf dem Bartholomäus-Friedhof an der Weender Landstraße wurde [Lichtenberg] begraben, nahe seines Gartens, vor den Mauern der Stadt: Nach dem Zeugnis Johann Heinrich Moritz von Grab von Georg Christoph Lichtenberg und seiner Frau Margarethe (geb.  Kellner); Bartholomäus-Friedhof in GöttingenPoppes folgten über fünfhundert Studenten dem Sarg Lichtenbergs, erwies selbst die Natur "ihrem großen Forscher die letzte Ehre. Man sah während des Leichenzuges, Vormittags nach neun Uhr, außer der wahren Sonne noch mehrere glänzende Nebensonnen." Die bei Poppe genannte Zahl von Studenten ist ein bewegendes Zeugnis für die Verehrung, die Lichtenberg bei der akademischen Jugend genoß: am 30. Mai 1799 waren insgesamt 693 Studenten an der Universität eingeschrieben. ...
Wollte man aber Daniel Jenisch glauben, war die Teilnahme so beschaffen, dass er 1799 die folgende "Apostrophe an Lichtenberg..." über das Grab hinaus richtete:
"Fünf Professoren nur begleiteten Lichtenbergs Leiche: vierhundert Studenten wollten mitfolgen, aber hundert und fünfzig nur konnnten´s: weil alle anderen Professoren an dem Nachmittag der Begräbnisfeyer, wie gewöhnlich, lasen." üüü

W. Promies, rowohlt-monographie Lichtenberg,
Reinbek 1964, S. 151

Die Natur hat den Tieren Einsicht genug gegeben für ihre Erhaltung zu sorgen. Sie wissen sich alle sehr gut zu helfen wenn es auf diesen wichtigen Artikel ankömmt. ... Den Menschen hat sie sogar fast instinktmäßig gegen die Furcht vor dem Tode gewaffnet, durch Glauben an Unsterblichkeit.
(J 761)

Links: Die Grabsteine von Georg Christoph Lichtenberg und seiner Frau Margarethe Elisabeth Lichtenberg, geb. Kellner (1768 - 1848) auf dem Bartholomäus-Friedhof in Göttingen.


Margarethe Lichtenberg um 1800, Porträt zugeschrieben Ernst Christian Specht; Pastell auf Pergament

Porträt von Margarethe Lichtenberg

 

Ich kann den Gedanken nicht los werden, daß ich gestorben war, ehe ich geboren wurde, und durch den Tod wieder in jenen Zustand zurückkehre. Es ist ein Glück in mancher Rücksicht, daß diese Vorstellung nicht zur Deutlichkeit gebracht werden kann. Wenn auch der Mensch jenes Geheimnis der Natur erraten kann, so wäre es doch sehr gegen ihr Interesse, wenn er es beweisen könnte. Sterben und wieder lebendig werden mit Erinnerung seiner vorigen Existenz, nennen wir ohnmächtig gewesen sein; wieder erwachen mit andern Organen, die erst wieder gebildet werden müssen, heißt geboren werden. (K 54)


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