In diesem, nach seinem Erbauer Christian Ludwig Schmahle (1706-1777)
"Schmahlens Laden" genannten Haus lebte und lehrte Lichtenberg
von 1776 bis [zu seinem Tod] 1799. Sein Freund Johann Christian Dieterich
hatte das in Lichtenbergs Geburtsjahr 1742 erbaute Haus zuerst gemietet,
dann erworben und bewohnte darin mit seiner Familie. (...) Im Erdgeschoß
befanden sich Druckerei und Buchhandlung, auf dem Dachboden das Bücherlager.
(...) 1785 kaufte [Dieterich] das angrenzende Büttnersche Haus
"an der Mühlenpforte" (heute Prinzenstraße 2) dazu;
dort beherbergte er die drei englischen Prinzen samt Hofstaat während
ihres Göttinger Studienaufenthalts. Auch das eigentlich auf dem
Nachbargrundstück liegende Gartenhaus (...) gehörte Dieterich.
Die meisten Dienstboten wohnten im Haus; alle freien Zimmer waren an
größtenteils sehr wohlhabende Studenten mit ihren Hofmeistern
vermietet: nach Lichtenbergs Auskunft zählte das Anwesen zeitweilig
über 50 Bewohner. Lichtenberg wohnte zunächst im 1. Stock
des Gotmarstraßenflügels; 1777 tauschte er mit Dieterich
die Räume und zog in den 2. Stock des Prinzenstraßenflügels,
da er für Bücher und Geräte mehr Platz brauchte. Diese
Wohnung, zu der mit wachsender Familie immer mehr Räume zugeschlagen
wurden, hatte Lichtenberg bis zu seinem Tod inne. Dort lag auch der
Hörsaal, in dem sich in manchen Semestern über 110 Studenten
drängten. Vom Eckzimmer mit dem Balkon ließ er mit Wasserstoff
gefüllte Balkons steigen und durch elektrische Funken zerplatzen;
dort auch brachte er 1784 zum Geburtstag König Georgs III. beleuchtete
Transparente an. Als Äquivalent für die Miete schrieb und
redigierte er seinem "Hauswirt" den Göttinger Taschen
Calender.
G.C. Lichtenberg: Wagnis
der Aufklärung, Ausstellungskatalog, München, Wien 1992, S.
373
Ich habe mein Logis verändert und bin [von] einem Ende des Dieterichschen
Hauses an das andere gezogen, wo ich mehr Platz habe, der mir sehr fehlte.
Ich bin jetzt der nächste Nachbar von HE. Prof. Büttner, so
daß wir einander pochen können.
Mein Schreibtisch steht grade über der Druckerpresse, worin die
Göttingische Zeitung gedruckt wird, welches mich anfänglich
nicht wenig incommorirte jezt bin ich es gewohnt, und in den Feyerstunden
der Drucker glaube ich es fehle mir etwas. Nachdem ich meine Stube einen
Tag bewohnt hatte, dachte ich würcklich ich würde einen solchen
Handel kriegen, wie HE. Kriegs Sekretär mit den Schulmeister=Pflantzen
[meint wohl: Streit mit lärmenden Schülern], allein es endigte
sich sehr gut, und ich bin nun hiermit zu frieden.
(Bw 1, 372)
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