Das Dieterichsche Haus mit den Altanen, ehemals Schmahlens Laden, Foto um 1980

 
Schmahlens Laden, links hinten die Eingangstür Lichtenbergs; Fotografie,
Anfang des 20. Jahrhunderts

7. Schmahlens Laden / Das Dieterichsche Haus mit den Altanen


In diesem, nach seinem Erbauer Christian Ludwig Schmahle (1706-1777) "Schmahlens Laden" genannten Haus lebte und lehrte Lichtenberg von 1776 bis [zu seinem Tod] 1799. Sein Freund Johann Christian Dieterich hatte das in Lichtenbergs Geburtsjahr 1742 erbaute Haus zuerst gemietet, dann erworben und bewohnte darin mit seiner Familie. (...) Im Erdgeschoß befanden sich Druckerei und Buchhandlung, auf dem Dachboden das Bücherlager. (...) 1785 kaufte [Dieterich] das angrenzende Büttnersche Haus "an der Mühlenpforte" (heute Prinzenstraße 2) dazu; dort beherbergte er die drei englischen Prinzen samt Hofstaat während ihres Göttinger Studienaufenthalts. Auch das eigentlich auf Innenhof: Das Dieterichsche Haus / "Schmahlens Laden"dem Nachbargrundstück liegende Gartenhaus (...) gehörte Dieterich. Die meisten Dienstboten wohnten im Haus; alle freien Zimmer waren an größtenteils sehr wohlhabende Studenten mit ihren Hofmeistern vermietet: nach Lichtenbergs Auskunft zählte das Anwesen zeitweilig über 50 Bewohner. Lichtenberg wohnte zunächst im 1. Stock des Gotmarstraßenflügels; 1777 tauschte er mit Dieterich die Räume und zog in den 2. Stock des Prinzenstraßenflügels, da er für Bücher und Geräte mehr Platz brauchte. Diese Wohnung, zu der mit wachsender Familie immer mehr Räume zugeschlagen wurden, hatte Lichtenberg bis zu seinem Tod inne. Dort lag auch der Hörsaal, in dem sich in manchen Semestern über 110 Studenten drängten. Vom Eckzimmer mit dem Balkon ließ er mit Wasserstoff gefüllte Balkons steigen und durch elektrische Funken zerplatzen; dort auch brachte er 1784 zum Geburtstag König Georgs III. beleuchtete Transparente an. Als Äquivalent für die Miete schrieb und redigierte er seinem "Hauswirt" den Göttinger Taschen Calender.

G.C. Lichtenberg: Wagnis der Aufklärung, Ausstellungskatalog, München, Wien 1992, S. 373


Ich habe mein Logis verändert und bin [von] einem Ende des Dieterichschen Hauses an das andere gezogen, wo ich mehr Platz habe, der mir sehr fehlte. Ich bin jetzt der nächste Nachbar von HE. Prof. Büttner, so daß wir einander pochen können.
Mein Schreibtisch steht grade über der Druckerpresse, worin die Göttingische Zeitung gedruckt wird, welches mich anfänglich nicht wenig incommorirte jezt bin ich es gewohnt, und in den Feyerstunden der Drucker glaube ich es fehle mir etwas. Nachdem ich meine Stube einen Tag bewohnt hatte, dachte ich würcklich ich würde einen solchen Handel kriegen, wie HE. Kriegs Sekretär mit den Schulmeister=Pflantzen [meint wohl: Streit mit lärmenden Schülern], allein es endigte sich sehr gut, und ich bin nun hiermit zu frieden.

(Bw 1, 372)


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