10. Blitzableiter

 

Im Mai 1780 hatte [Lichtenberg] auf seinem Gartenhaus in der Stadt einen Ableiter errichtet. Es war ihm keineswegs nur um den Blitzschutz zu tun, sondern ebenso sehr darum, Beobachtungen über Luftelektrizität anzustellen. Zu diesem Zweck war der Ableiter isoliert vom Dach bis zu einem Fenster geführt, wo man ihn von der Erdung abschalten und ins Zimmer führen konnte.

W. Promies, rowohlt-monographie Lichtenberg, Reinbek bei Hamburg, 1964, S. 101

Lichtenbergs Gartenhaus mit dem Blitzableiter

Daß in den Kirchen gepredigt wird macht deswegen die Blitzableiter auf ihnen nicht unnötig. (L 67)

Lichtenbergs Gartenhaus mit y-förmigen Blitzableiter an der Stirnseite
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Nun steht der Blitz Ableiter, ich habe gestern den gantzen Tag von 6 des Morgens bis 8 des Abends damit zugebracht. Sonderbar war es, daß es um 2 Uhr in der Ferne an zu donnern fieng, wir musten also eine Leitung so gut als möglich in der Eile machen. Die Wolcke kam auch und es regnete sehr starck allein es blitze und donnerte nicht mehr. Einige Particularitäten sind noch nicht zu Stande. Künfftigen Montag soll die Beschreibung erfolgen. Einige Urtheile darüber, die ich gestern von vorbeygehenden gehört habe, kan ich aber Ew. Wohlgebohren nicht länger vorenthalten. Einer sagte: Siehe du der Magnetstein steckt schon. Es ist kein Magnetstein sagte der andere: Es ist ein Wetterlüchter. Noch ein anderer Wortführer in einer Gesellschafft von einigen Kerlen und Weibern sagte: oben an der Spitze blizt es und unten auf dem Kessel donnerts. Andere sagten so bald als es dunckel wird so geht's los, und würcklich soll eine Menge Menschen da gestanden haben bis es Nacht wurde, die meisten glauben jedes Gewitter schlüge jetzt in das Gartenhauß ein pp. Ist das nicht schön; so mag wohl öffters der Himmel über unsere Theorien und Muthmasungen lächeln.

(Bw 2, 700)


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