Im Frühjahr 1767 übernahm Lichtenberg die "Aufsicht"
über einen jungen Engländer namens Thomas Swanton, der Anfang
Juni nach Göttingen kam. Er war der einzige Sohn eines verstorbenen
englischen Admirals und noch jung, etwa 16 Jahre alt. Für diesen
Posten als Tutor des jungen Swanton war Lichtenberg wohl von dem alten
Göttinger Professor der englischen
Sprache, Joh. Tompson, empfohlen worden, der als geborener Londoner
der Vertrauensmann für die Engländer in Göttingen war.
... Nach Ankunft des jungen Swanton ... in Göttingen verließ
Lichtenberg sein bisheriges Studenten-Quartier bei Knauer in der Pauliner-Straße
3, das er drei Jahre innegehabt hatte und nahm mit Swanton zusammen
Wohnung in dem Hause des Professors Tompson an der Weender Straße,
gerade gegenüber dem Portal der Jakobikirche, Nr. 54 ... Das Haus
war für vornehme studentische Bewohner eingerichtet; die Wirtschaft
führten die Schwestern Marie und Angelique Connor, wohl Verwandte
Tompsons. ... Im Jahre 1768 trat noch ein zweiter junger Engländer
unter die Obhut Lichtenbergs, the Honorable William Henry Irby, der
eben 18jährige jüngere Sohn vom Lord William Boston ... Er
teilte natürlich das Quartier mit Lichtenberg und Swanton im Tompsonschen
Hause. Bis zur gemeinsamen Reise nach England Ende März 1770 blieben
diese drei zusammen; die jungen Engländer schlossen sich eng an
Lichtenberg an, hielten ihm auch dauernd die Treue. ... Diese ersten
drei Jahre seiner Hofmeisterzeit, von Anfang Juni 1767 bis Ende März
1770, waren für Lichtenberg offenbar eine angenehme Zeit. Mit seinen
Engländern wurde er gut fertig, mag er auch später einmal
klagen, er habe die zehn schönsten Jahre seines Lebens mit der
Zähmung von Engländern verloren. Es scheint, als wären
diese ersten Zöglinge besonders gutartig gewesen. Die später
kommenden waren wohl schlimmer.
O. Deneke, Lichtenbergs Leben, München
1944, S. 66/7; 68; 70