6. Wohnung 1767-72
Das Tompsonsche Haus

 

 

Im Frühjahr 1767 übernahm Lichtenberg die "Aufsicht" über einen jungen Engländer namens Thomas Swanton, der Anfang Juni nach Göttingen kam. Er war der einzige Sohn eines verstorbenen englischen Admirals und noch jung, etwa 16 Jahre alt. Für diesen Posten als Tutor des jungen Swanton war Lichtenberg wohl von dem alten Göttinger Professor der englischenStammbuchblatt: Weender Straße in Göttingen, Friedrich Besemann, nach 1815 Sprache, Joh. Tompson, empfohlen worden, der als geborener Londoner der Vertrauensmann für die Engländer in Göttingen war. ... Nach Ankunft des jungen Swanton ... in Göttingen verließ Lichtenberg sein bisheriges Studenten-Quartier bei Knauer in der Pauliner-Straße 3, das er drei Jahre innegehabt hatte und nahm mit Swanton zusammen Wohnung in dem Hause des Professors Tompson an der Weender Straße, gerade gegenüber dem Portal der Jakobikirche, Nr. 54 ... Das Haus war für vornehme studentische Bewohner eingerichtet; die Wirtschaft führten die Schwestern Marie und Angelique Connor, wohl Verwandte Tompsons. ... Im Jahre 1768 trat noch ein zweiter junger Engländer unter die Obhut Lichtenbergs, the Honorable William Henry Irby, der eben 18jährige jüngere Sohn vom Lord William Boston ... Er teilte natürlich das Quartier mit Lichtenberg und Swanton im Tompsonschen Hause. Bis zur gemeinsamen Reise nach England Ende März 1770 blieben diese drei zusammen; die jungen Engländer schlossen sich eng an Lichtenberg an, hielten ihm auch dauernd die Treue. ... Diese ersten drei Jahre seiner Hofmeisterzeit, von Anfang Juni 1767 bis Ende März 1770, waren für Lichtenberg offenbar eine angenehme Zeit. Mit seinen Engländern wurde er gut fertig, mag er auch später einmal klagen, er habe die zehn schönsten Jahre seines Lebens mit der Zähmung von Engländern verloren. Es scheint, als wären diese ersten Zöglinge besonders gutartig gewesen. Die später kommenden waren wohl schlimmer.

O. Deneke, Lichtenbergs Leben, München 1944, S. 66/7; 68; 70


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