Schattenriss von G.C. Lichtenberg Lichtenberg-Gesellschaft e.V. Darmstadt, Hochschulstr. 1, 64289 Darmstadt
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Satiren

"Fragment von Schwänzen" (pdf)
"Avertissement" (pdf)

Lichtenberg ist bei seinen Zeitgenossen berühmt gewesen, allerdings, da er ja seine Sudelbücher nur im Geheimen schrieb, aufgrund ganz anderer Leistungen. Er hatte sich frühzeitig als satirischer Schriftsteller einen großen und gefürchteten Namen gemacht, und es waren nicht die schwächsten, mit denen er da die Klingen kreuzte - einige haben ihn weidlich ins Schwitzen gebracht.

Da war zuerst Johann Kaspar Lavater, der in seiner Frömmigkeit meinte, den jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn (1729-1786) zur Taufe überreden zu können, wenn er nicht in der Lage wäre, seine Gründe zu widerlegen. Dieser plumpen Proselytenmacherei schickte Lichtenberg 1774 seinen "Timorus" entgegen, eine Abfertigung in der durchgehalten ironischen Tradition der "Dunkelmännerbriefe" des Humanismus: der törichte Rollensprecher der Schrift stellt die unsinnigen Argumente Lavaters durch seine eigene Dummheit bloß.

1777 vertrieb Lichtenberg den Schausteller Philadelphia (eigentl. Jakob Meyer, 1735-1795) aus Göttingen, in dem er einen Anschlagzettel im Namen Philadelphias, das "Avertissement", in Göttingen anschlagen ließ: wieder dasselbe Verfahren durchgehaltener Ironie.

Ende desselben Jahres wurde er wieder mit Lavater handgemein, diesmal ging es um die Lehre von der Physiognomik, die der Züricher Geistliche allzu pathetisch betrieben hatte. Eine kleine Schrift, noch ganz ernst gemeinte Abhandlung, erschien im Göttinger Taschen Calender; sie musste aber bereits Anfang des folgenden Jahres als Büchlein neu aufgelegt werden; Lichtenberg benutzte die Gelegenheit für eine kleine Überarbeitung. Um dieselbe Zeit wie der Kalenderaufsatz kursierte handschriftlich-brieflich in Göttingen eine seiner besten Satiren - das "Fragment von Schwänzen".

1782 dann sollte er sich noch einmal mit Johann Heinrich Voss (1751-1826), dem nachmals berühmten Übersetzer des Homer ins Deutsche, in die Haare kriegen um die Transgraphierung des griechischen Eta im Deutschen: durch "e" wie bisher oder durch "ä" wie Voss wollte. Dieser Streit um Kaisers Bart wurde bald sehr unerquicklich, weil allzu viel Persönliches hineingebracht wurde.

Von da an schloss Lichtenberg seine satirische "Bude" - höchstens noch in seinen Briefen findet sich eingelegt die eine oder andere Kurzsatire.

 
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